zur startseite
zum archiv
The
Fog - Nebel des Grauens
Carpenters Folgeprojekt
zu Halloween!
In der kleinen Küstenstadt Antonio Bay wird
gerade der hundertste Geburtstag geplant, als erst die komplette Elektronik
verrückt spielt und dann eine riesige, leuchtende Nebelbank aufzieht und
die darin auf einem Schoner reisenden Geisterpiraten eine Trawlerbesatzung dahinmeucheln.
Dem Pastor der Gemeinde fällt darob ein Tagebuch der Stadtgründer
vor die Füße, in dem beschrieben steht, wie die Stadt mittels Mordes
durch ein falsches Leuchtfeuer zu Reichtum kam. Hundert Jahre ist das nun her
und die Toten kehren zurück...
Carpenter füllt diese eigentlich bekannte Rachegeschichte
mit interessanten Figuren an: einem Fernfahrer, einer Anhalterin, dem trinkfreudigen
Priester, der Bürgermeisterin und ihrer nöligen Assistentin und letztlich einer Radiomoderatorin, die in einem
alten Leuchtturm des nachts arbeitet und weit vom Schuss ist (aber leider nicht zu weit,
hähä...). Hauptfigur ist und
bleibt jedoch der Nebel, eine aus sich heraus leuchtende Monstrosität,
die mit relativ einfachen Mitteln produziert wurde. Die Geister der Seeleute
(die übrigens recht stofflich und greifbar und damit eher Untote sind)
dagegen rücken nur selten ins Bild, sind höchstens im Anschnitt zu
sehen oder (noch unheimlicher) als verschwommene Silhouette im Nebel. Dazu wabert
Carpenters unnachahmlich tiefe Orgelmusik und läßt den Zuschauer
so richtig schön tief in den Sessel kriechen, wenn die Lichter aus sind.
Natürlich gibts hier keine IQ-Punkte zu gewinnen,
denn obwohl die Nachfahren der Verräter dran glauben müssen, erscheint
die Wahl der Opfer sehr willkürlich. Als Ersatz dreht Carpenter jedoch
die Spannungsschraube gnadenlos an, und auch in den kurzen Tagessequenzen wird
es unheimlich, wenn z.B. eine Planke des Geisterschiffs gefunden wird und diese
in dem einsamen Leuchtturm seltsame Kräfte entwickelt oder Leichen im Leichenhaus
noch ein paar Schritte machen.
Das Ensemble spielt wie aus einem Guß: Jamie
Lee Curtis darf endlich mal nicht nur kreischen und gibt mit Tom Atkins (der
selten Hauptrollen hatte) ein beachtliches Duo ab. Hal Holbrook macht aus der
Priesterrolle fernab aller anderen Beteiligten das Beste in aller Kürze.
Janet Leigh darf als Bürgermeisterin mal an der Seite ihrer Tochter spielen
und Adrienne Barbeau, damals Carpenters Ehefrau, gibt als die isolierte Radiomoderatorin
ihre vermutlich beste Leistung.
Das alles ist sehr komprimiert inszeniert, niemals
unnötig ausgeschmückt und oft ausgesprochen angenehm beunruhigend.
Man könnte jedoch auch meckern, diese Zweckmäßigkeit mache den
Film schlichtweg zu kurz, könnte er doch getrost noch 20 Minuten länger
sein. Zum Ende hin steigt die Dramatik exponentiell an, doch das Geschehen bleibt
überraschend blutarm (was auch nur störend gewirkt hätte).
Ein Geisterfilm, wie man ihn sich wünscht (und
zwar von einem alten Seemann am Lagerfeuer erzählt, wie hier im Prolog),
aber viel zu selten zu sehen bekommt. Klassisch, simpel, legendär. Mindestens
9,5/10.
Silvan Prefetzky
Dieser Text ist zuerst erschienen
in: www.ofdb.de
The
Fog - Nebel des Grauens
THE
FOG
Der
Nebel des Grauens
USA
- 1979 - 90 min. – Scope - Verleih: Tobis - Erstaufführung: 28.8.1980 -
Produktionsfirma: Hilltopper - Produktion: Debra Hill
Regie: John
Carpenter
Buch: John
Carpenter, Debra Hill
Kamera: Dean
Cundey
Musik: John
Carpenter
Schnitt:
Tommy Lee Wallace, Charles Bornstein
Darsteller:
Adrienne
Barbeau (Stevie Wayne)
Hal Holbrook
(Malone)
Jamie Lee
Curtis (Elizabeth Solley)
John Houseman
(Machen)
Tom Atkins
(Nick Castle)
zur startseite
zum archiv