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Ocean’s Eleven (2001)
Steven
Soderberghs Ocean's
Eleven
ist Film als perfekte kleine Maschine. Geräuschlos und wie geschmiert schnurrt
er voran, ein Rädchen greift ins andere, kein Meter Zelluloid wird an Überflüssiges
verschwendet. Die Darsteller bewegen sich behende auf den vom Plot klar vorgezeichneten
Linien, die Kamera ist dynamisch und logische Probleme interessieren nicht weiter,
da die Regie bereits in ihren ersten Gesten slicken Erzählens im 70er-Jahre-Zitat
alle Prätentionen auf Realismus verabschiedet (selbst Elliot Gould als
Darsteller ist so nicht viel mehr als ein Zitat). Der perfekten kleinen Maschine,
die Ocean's
Eleven
ist, fehlt es jedoch auf allen Ebenen genau an dem, was großes oder auch
nur interessantes Kino ausmacht: Überraschungsmomenten, Wagnissen, kühnen
Einfällen.
Die
erste Szene, Danny Ocean (George Clooney) vor der Gefängniskommission,
die ihn entlassen wird, führt die zentralen Elemente bereits ein: Ocean
ist ein Dieb, er ist cool und er will seine Frau wiederhaben. Ans große
Vorbild, das der augenzwinkernden Selbst-Situierung des Films im Thomas-Crown/Bullitt-etc.-Umfeld
wegen noch näher liegt, an Sam Peckinpahs Getaway
nämlich, reicht das so wenig heran, dass einem bange wird ums Weitere.
Die Rekrutiertung der elf Mitarbeiter für den großen Vegas-Coup läuft
wie am Schnürchen, jedoch sind die getriebenen Rückblenden-Scherze
ebenso wie die komisch gemeinten charakteristischen Einführungen der Figuren
herzlich uninspiriert. Soderbergh versucht sich am Splitting des Erzählfadens,
stellt in der Unentschlossenheit und Folgenlosigkeit seines Tuns erst recht
heraus, dass es eine formale Notwendigkeit dafür nicht gibt.
Gleiches
gilt für die Vielfalt der Blenden, mit denen Soderbergh, im Rückgriff
wiederum (der aber immer nur spielerisch, ja selbstgefällig bleibt) auf
frühere Hollywood-Experimentierfreude, den Illusionismus leicht aufrauht.
Einmal wischt er mit der sich schließenden Fahrstuhltür von beiden
Seiten von einer Einstellung zur nächsten, das ist aber, nicht anders als
der Rest des Films, einigermaßen sinnlos und will auch nicht mehr sein
als: cool. Der ganze Film, nicht zuletzt die Schauspielerführung, stehen
unter dem absoluten Regime dieser Coolness, die erschreckend oft auf die Schärfung
ihrer Pointen verzichten zu können glaubt, sich selbst genug ist und so
ins Leere läuft.
Diese
Leere füllt der Film, ohne sie zu füllen, wie gesagt, perfekt. Ocean's
Eleven
hat keinen anderen Ehrgeiz als die Oberfläche. Ohne die Unterstützung
durch mehr als nur okaye Dialoge, mehr als nur okaye Darsteller oder gar ein
Interesse, eine tiefere Absicht oder formale Präzision, die über rasch
verpuffende Gewitzheit hinausginge, ohne all das ist Ocean's
Eleven
zuletzt aber weniger noch als er sein will. Die Leere drängt als formale
Selbstgefälligkeit ins Bild, die hübschen Einfälle, die nicht
mehr sind als das, sagen nichts anderes als: ich bin ein hübscher Einfall.
Das ist kokett und irgendwann ist es nicht einmal mehr das. Irgendwann nervt
es.
Ekkehard
Knörer
Dieser Text ist zuerst erschienen in: jump cut
Ocean’s
Eleven
Originaltitel:
Ocean’s Eleven
USA
2001
Länge:
112 Minuten
Altersfreigabe:
FSK 12
Regie:
Steven Soderbergh
Drehbuch:
Ted Griffin
Produktion:
Jerry Weintraub
Musik:
David Holmes
Kamera:
Steven Soderbergh
Schnitt:
Stephen Mirrione
Besetzung:
George
Clooney: Daniel „Danny“ Ocean
Matt
Damon: Linus Caldwell
Andy
Garcia: Terry Benedict
Brad
Pitt: Robert "Rusty" Ryan
Julia
Roberts: Tess Ocean
Don
Cheadle: Basher Tarr
Elliott
Gould: Reuben Tishkoff
Bernie
Mac: Frank Catton
Carl
Reiner: Saul Bloom
Casey
Affleck: Virgil Malloy
Scott
Caan: Turk Malloy
Eddie
Jemison: Livingston Dell
Shaobo
Qin: Yen
Scott
L. Schwartz: Bulldog, the Bruiser
Wladimir
Klitschko: Wladimir Klitschko
Lennox
Lewis: Lennox Lewis
Barry
Watson: Barry Watson
Shane
West: Shane West
Holly
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Joshua
Jackson: Joshua Jackson
Topher
Grace: Topher Grace
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